Ried bei Gleißenberg.

Es ist zweifelsohne ein Zeichen echter Volks- und Marienfrömmigkeit hier in unserem Oberen Bayerischen Wald. Ein rundum gelungener sakraler Bau, eine Marienkapelle, begrüßt nun den Wanderer und Spaziergänger am Ortsausgang Ried hoch über der Gemeinde Gleißenberg. Die Unternehmerfamilie Müller aus dem benachbarten Döbersing hat dieses schöne Kleinod inmitten unberührter Natur geschaffen. Und der einzigartige Ausblick gen Osten Richtung Hohenbogen-Kamm und Oberer Bayerischer Wald tut sein Übriges, um hier zu Verweilen und ein persönliches Anliegen an die höchste himmlische Instanz zu richten.

Schicksalsschlag steht am Anfang

Wir haben das Ehepaar Müller besucht, um der Idee und dem ersten Gedanken zur Errichtung dieser Marienkapelle auf den Grund zu gehen. Ein kleines Gotteshaus zu bauen, widerspricht eigentlich der heutigen wirren Zeit. Doch hinter diesem Vorhaben steckt ein weitaus tieferer Sinn, an dessen Ursprung ein Schicksalsschlag stand. Helmut und Berta Müller mußten nach einer ärztlichen Diagnose schmerzhaft erfahren, wie schnell sich ein Leben verändern kann. Bei Ehefrau Berta wurde im März 2019 eine heimtückische Krankheit festgestellt. Es folgten ein emotionales Auf und Ab, die ständige Hoffnung auf die Schulmedizin und natürlich auch so manches Stoßgebet nach oben. Und hier beginnt das Versprechen der Familie, mit der großen Bitte auf Genesung einen solchen sakralen Bau zu verwirklichen. Daß sich hier die alte Hofstelle am Gaishof, einer Einöde in der Gemeinde Gleißenberg, mit seiner exponierten Lage förmlich anbot, versteht sich beim Besuch der Kapelle und deren Umfeld von selbst. Seit rund zehn Jahren sind die Müllers im Besitz dieses Anwesens, das früher auch „Bucherhof“ genannt wurde. Ehefrau Berta hatte hier schon seit Kindesbeinen einen familiären Bezug. Noch im Zeichen der Krankheit wurde mit dem Bau begonnen, das Mauerwerk konnte in der familieneigenen Firma in Döbersing hergestellt und der Rohbau mit einem Schwertransport an Ort und Stelle gebracht werden.

Echtes Familienprojekt der Müllers

Und dieser Kapellenbau wurde schließlich zu einem richtigen Familienprojekt, alle zogen an einem Strang, wie das Ehepaar Müller besonders dankbar betont. Die beiden Kinder Michael und Stefanie sowie deren Familien halfen tatkräftig mit. Vom Fundament bis zum Dach und schlußendlich den gesamten Außenanlagen, alles in Eigenregie und zum größten Teil von Familienmitgliedern geleistet. Hier habe man auch bewußt keine Arbeitsstunden notiert oder dokumentiert. Zur Ehre der Gottesmutter sei dieses kleine Kirchlein entstanden, drücken beide dankbar aus. Gesundheitlich geht es deutlich aufwärts, das Schlimmste ist überstanden. „Ich lasse mich von dieser Krankheit nicht unterkriegen“, bekennt Berta Müller.

Zahlreiche religiöse Schätze

Die Kapelle ist zugänglich für jedermann und bietet eine Vielfalt an religiösen Schätzen. Ein neobarocker Stil, ein künstlerisch gelungener Altar aus den Schreiner- und Schnitzerhänden von Josef Buchinger aus Kalkofen schmückt die Stirnseite des Kirchleins. Das Kirschbaumholz für den Altar stammt ebenfalls vom Gaishof. In großen Buchstaben darf der Besucher lesen und erkennen, daß die Gottesmutter auch hier ihre Fürsprache eingelegt hat. „Maria hat geholfen“, ziert den obersten Teil über dem Altarbild, auf dem die himmlische Mutter mit ihrem Kind zu sehen ist. Die Figuren sind bewußt gewählt, ein Heiliger Stephanus symbolisch für die Maurer, eine weitere Marienfigur mit dem Jesuskind und der bei den Kindern beliebte und bekannte Bischof Nikolaus stammen ebenfalls aus der Oberpfalz. Weiße ins Holz und ins Gesamtbild integrierte Lilien bilden den Abschluß der Altarverzierung. Die Glocke aus der Glockengießerei Gugg aus Straubing wird elektrisch funktionieren und lädt künftig zum Gebet, zu Maiandachten und dergleichen. Besonders ins Auge sticht ein historisches und aus Wien stammendes Kreuz, auch Heiligenbilder aus der ehemaligen Hofstelle vor Ort wurden restauriert und aufgehängt. Alles in allem ein äußert gelungenes Ensemble, nicht zu überladen und wohl durchdacht.

Mariengrotte ergänzt Ensemble

Nicht zu übersehen für den Besucher ist eine kleine Mariengrotte, integriert in die Böschung und Einfriedung im Westen der Kapelle. Eine schöne Gottesmutter als Bronzefigur ziert dieses kleine Idyll. Besonders auffallend sind hier gereinigte Granitsteine, die vom Hauseingang der alten Hofstelle stammen und nun einen neuen Platz bekommen haben.

Komplettiert wird der Kapellenvorplatz von einem vergoldeten Marterl, das vor über 100 Jahren aus der Not heraus errichtet wurde und trotz der Umbauarbeiten an Ort und Stelle verbleiben konnte.

Erste Kapelle in Gemeinde Gleißenberg

Am Sonntag, den 29. Mai 2022 um 10 Uhr ist es nun soweit: Die Familie Müller freut sich auf den großen Tag der Einweihung ihres kleinen Kirchleins. Pfarrer Franz Merl, Pfarrer Franz Baumgartner sowie Pfarrer im Ruhestand Josef Amberger werden diese erste Kapelle im Gemeindegebiet Gleißenberg mit dem Segen der Kirche ihrer Bestimmung übergeben. Mit dabei ist auch Diakon Alfred Dobler und Gemeindereferentin Silvia Fuchs. Die beiden Frauenbund-Vereine aus Dalking und Gleißenberg helfen hierbei fest zusammen und übernehmen nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern legen auch einen schönen Blumenteppich.

Die Feier der Heiligen Geheimnisse unter freiem Himmel wird musikalisch gestaltet von Peter Kopp und Erwin Breu, die auch nachher zum weltlichen Teil noch zünftig aufspielen werden. Für Speis und Trank ist bei der anschließenden Kirchweihfeier gesorgt, es ergeht herzliche Einladung zu diesem besonderen Tag hoch über Ried. Die Freiwillige Feuerwehr Ried regelt den Verkehr. Aufgrund der beengten Situation wird vom Dorfplatz Ried aus ein Shuttleservice eingerichtet, der in regelmäßigen Abständen die Besucher und Gäste hinauf zum Gaishof bringt. Und schlußendlich kommen auch die Kleinsten nicht zu kurz. Es gibt ein Kinderprogramm mit Hüpfburg, Karussell sowie einem Sandkasten.

Bild 1: Ein rundum gelungenes Ensemble wurde am Gaishof in der Gemeinde Gleißenberg geschaffen. Im Mittelpunkt steht die neue Marienkapelle, eine Mariengrotte dahinter und das alte restaurierte Marterl (links).

Bild 2: Das Ehepaar Berta und Helmut Müller mit der großen Einweihungskerze vor dem Altar der Marienkapelle. Das Kirschbaumholz des Altares stammt vom eigenen Hof.

Bild 3: Unmittelbar im Rücken der Kapelle befindet sich dieses Kleinod: Eine Mariengrotte mit alten Granitsteinen des einstigen Hofeingangs.

Bild 4: Pünktlich zur Fertigstellung des kleinen Kirchleins wurde die Glocke aus der Gießerei Gugg in Straubing geliefert und im kleinen Zwiebelturm montiert.